Stephanie Hartmann
Kategorie: Privatwirtschaft
7-wöchiges Praktikum in einer Vereinigten Volksbank

Stephanie Hartmann

Ich studiere seit dem Wintersemester 2014/15 im B.A. Soziologie an der Universität Duisburg-Essen und werde voraussichtlich im September 2017 meinen Abschluss mit dem Schwerpunkt Methoden der empirischen Sozialforschung erhalten.

Mein Praktikum habe ich in der vorlesungsfreien Zeit zwischen dem vierten und fünften Semester bei einer Vereinigten Volksbank absolviert. Ich war insgesamt sieben Wochen in dem Betrieb, wobei sich die Arbeitszeit in sechs Wochen Pflichtpraktikum für die Universität und einer zusätzlichen, freiwilligen Arbeitswoche aufgeteilt hat.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag im Bankwesen aus?

Mein Arbeitstag begann morgens um 08:15 Uhr und ging bis 16:45 Uhr, unterbrochen von einer Mittagspause, die von 12:45 Uhr bis 13:45 ging. In der Regel habe ich morgens als erstes mit meinen Kolleg*innen besprochen, welche Termine an diesem Tag anstanden und ob ich mit meiner eigenen Projektarbeit zum Thema Digitalisierung im Zeitplan liege.

Wirklich „typisch“ war kein Arbeitstag, weil ich einerseits selbst meine Aufgaben verwaltet habe und andererseits die Chance hatte fast jeden Tag in neuen Projekten mitzuwirken. Vom Entwickeln einer neuen Werbekampagne, über Betriebliche Gesundheitsvorsorge bis zu Bewerbungsgesprächen habe ich hier sehr viel miterlebt.

Die bereits erwähnte Projektarbeit „Digitalisierung im Bankenwesen“ war mein eigenes Projekt, in welchem ich den Verwaltungsapparat der Bank untersucht und Mitarbeiter*innen interviewt habe, um herauszufinden, welche analogen Prozesse man langfristig verbessern könnte und sollte.

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Was sind die Vor- und Nachteile des Praktikums?

Die größte Herausforderung für mich war das selbstständige Projektmanagement, weil es noch einmal ein ganz anderes Gewicht hat einen Zeitplan zu erstellen, Deadlines festzulegen und Informationen zu erarbeiten, wenn man alles anschließend einer Reihe von Führungspersonen vorstellen muss und diese damit weiterarbeiten wollen.

Recht enttäuschend war, dass ich die längste Zeit an die Auflagen für das Pflichtpraktikum gebunden war, wodurch ich mich nicht weiter auf den Bereich der IT-Prozesse spezialisieren konnte. Hinzu kommt das Manko, dass ich aus demselben Grund für die Vollzeitarbeit keinen festen Lohn, sondern nur eine kleine finanzielle Aufwandsentschädigung erhalten konnte. Diesbezüglich gibt es natürlich Unterschiede, je nach Uni, Prüfungsordnung und Praktikumsbeauftragten.

Hat die tägliche Arbeit in einer Bank einen Bezug zur Soziologie?

Es gibt erstaunlich viele Dinge aus dem Soziologiestudium, die ich in der Bank wiederfinden konnte, besonders im Bereich des Personalmanagements und der Organisationsentwicklung, mit denen ich hauptsächlich zusammengearbeitet habe. Da wären zum Beispiel die Sozialstrukturanalyse, Kommunikationstheorien und natürlich Statistik (wer keine Zahlen mag, ist in einer Bank definitiv nicht gut aufgehoben!).

Neben dem Grundwissen, welches ich mitgebracht hatte, wurde mir schnell klargemacht, dass es besonders wichtig ist, sich mit den Grundlagen des Bankwesens auszukennen. Wenn man nicht gerade den neusten Stand der Finanzpolitik kannte, egal ob es um den Niedrigzins, Gesetzesänderungen oder Personalentwicklungen geht, hatte man schon bald keinen Gesprächsstoff mehr, um mit den Kollegen beim Smalltalk im Büro mithalten zu können.

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Was rätst du Soziolog*innen, die einen Beruf in einer Bank ergreifen wollen?

Lasst euch nicht unterkriegen! Wer sich als Soziolog*in in einer Bank sieht, sollte bestenfalls Ahnung von Management-, Arbeits- und Organisationssoziologie, sowie keine Scheu vor Kreativität und Kundenkontakt haben. Obwohl das Bankgeschäft ein hartes Pflaster ist, hat das Vorurteil, dass Banken nur etwas für verklemmte Kaufleute und spießige BWLer sind, längst ausgedient.

Vielen Dank für das Interview!

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Veröffentlicht am: 01. April 2017